Nahrungsergänzungsmittel im Sport – mehr Hype als Nutzen?

Nahrungsergänzungsmittel im Sport
Wie der Name schon sagt, dienen Nahrungsergänzungsmittel (abgekürzt NEM) lediglich zur Ergänzung der Nahrung. Anders ausgedrückt: Im Fokus steht immer eine gescheite Basisernährung. Doch kann es Situationen geben, in denen der erforderliche Nährstoffbedarf nicht allein über die klassischen Lebensmittel(mengen) gedeckt werden kann. In diesen Fällen können Nahrungsergänzungsmittel hilfreiche Unterstützung leisten.

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Ob im Supermarkt oder im Discounter, in Drogeriemärkten oder in Apotheken und über zahlreiche Online-Shops sind Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Und dann gibt’s noch jene Produkte, die per Empfehlungsmarketing weitergetragen werden. Die Auswahl könnte vielfältiger kaum sein. Auch die Werbung lässt uns hin und wieder überlegen, ob wir nicht doch das eine oder andere Produkt brauchen könnten.

Was Nahrungsergänzungsmittel (= NEM) sind

Wie der Name schon sagt, sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) zum Ergänzen der Nahrung gedacht. Das heißt, klassische (Grund-)Nahrungsmittel sollten nach wie vor die Basis unserer Ernährungsweise ausmachen. Dieser Hinweis findet sich auch auf allen NEM. Rechtlich zählen die Nahrungsergänzungsmittel zu den Lebensmitteln und sind aus Vitaminen, Mineralstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezischer oder physiologischer Wirkung zusammengesetzt. Angeboten werden sie deshalb in konzentrierter Form, häufig als Pulver, Kapsel oder Tabletten.

Alle in Deutschland vertriebenen Lebensmittel (inklusive Nahrungsergänzungsmittel) unterliegen den hierzulande gültigen Rechtsvorschriften. Möchte ein Hersteller ein neues Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt, d. h. “in Verkehr bringen”, so muss er dies beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) anzeigen. Die speziellen Vorgaben zur Kennzeichnung und Zusammensetzung regelt die national gültige Nahrungsergänzungsmittelverordnung (NemV). Ob die rechtlichen Vorschriften eingehalten werden, kontrollieren die Lebensmittelüberwachungsbehörgen der Länder stichprobenartig.

Im Unterschied zu Arzneimitteln müssen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln KEINEN Nachweis hinsichtlich der Wirksamkeit ihrer Produkte vorlegen. Eine Zulassungspflicht besteht demzufolge nicht. Für die Sicherheit eines Nahrungsergänzungsmittels hat dennoch der jeweilige Hersteller zu sorgen. Daraus folgt für den Verbraucher, dass das Vertrauen zum Hersteller durchaus relevant ist. Was heißt das für die Verbraucher? Lieber dem Hersteller oder Vertriebsmitarbeiter eine kritische Frage mehr stellen, wenn Unsicherheit aufkommt und sich keinesfalls zum Kauf überreden lassen. Denn nicht alles, was angeboten wird, besitzt tatsächlich einen positiven Nutzen für den Käufer.

Welche Nahrungsergänzungsmittel für wen nützlich sein können

Hand auf’s Herz: Wann füllen wir Motoröl im Auto nach? Selbstverständlich dann, und zwar nur dann, wenn Bedarf besteht. Zur Sicherheit wird der Ölstand vorher geprüft. Es kommt wohl niemand auf die Idee, einfach loszuschütten. Das heißt, es wird bedarfsorientiert gearbeitet. Übertragen auf den menschlichen Organismus gilt es genauso, zunächst eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Praktisch stecken eine Analyse des Essverhaltens und die Bestimmung aussagekräftiger Laborparameter im Blut oder Urin dahinter. Denn es ist weder zweckmäßig noch sinnvoll, wenn wir genau das zusätzlich per Kapsel oder Tablette aufnehmen, wovon wir ohnehin genug über die Nahrung zuführen. Logisch. Nur weil ausgewählte Nahrungsergänzungsmittel verstärkt beworben werden, sind diese längst nicht bei allen Menschen unzureichend im Körper vorhanden.

Hilfreich können Nahrungsergänzungsmittel dann sein, wenn über einen längeren Zeitraum eine Reduktionsdiät geplant ist. Denn weniger Nahrung liefert weniger Nährstoffe. Besondere physiologische Situationen wie z. B. Schwangerschaft und Stillzeit führen zu einem Mehrbedarf an ausgewählten Mikronährstoffen. Darmerkrankungen können Ursache für eine reduzierte Resorptionsleistung des Darmes sein. Hier können Nahrungsergänzungsmittel eine Option sein. Jedoch muss in diesen Fällen abgewogen werden, ob der orale Weg über das Verdauungssystem überhaupt zwecksmäßig ist. Schwere Erkrankungen können mit eingeschränkter Nahrungszufuhr einhergehen, woraus eine Mangelsituation resultieren kann. Zwecksmäßig ist es in jedem Fall, eine mögliche Einnahme von NEM mit einem Arzt zu besprechen.

Welche Nahrungsergänzungsmittel für Sportler interessant sein können

Auch beim Sportler gilt: Erst die aktuelle Situation zur Nährstoffzufuhr auf den Prüfstand stellen und baisierend auf den Ergebnissen gezielt bei bzw. nach Bedarf supplementieren. Denn jedes Nahrungsergänzungsmittel stellt für Sportler, die Dopingkontrollen ausgesetzt sind, ein potentielles Risiko dar. Aufklärung bietet die sog. Kölner Liste. Hier werden die geprüften Chargen von diversen Produkten einiger Hersteller aufgeführt.

Eine leistungssteigernde Wirkung kann allein durch Nahrungsergänzungsmittel nur und zwar NUR dann erreicht werden, wenn vorher ein echter Mangel des substituierten Nährstoffes vorliegt. Wird also ein Defizit ausgeglichen, so sind Verbesserungen in puncto Leistungsfähigkeit möglich. Mehr können Nahrungsergänzungsmittel auch beim Sportler nicht leisten.

Hin und wieder kann es sinnvoll sein, einem Nährstoffmangel vorzubeugen. Diese Situation ist immer dann möglich, wenn wir über längere Zeit weniger Nahrungs aufnehmen. Der Klassiker lautet Reduktionsdiät bzw. Gewicht in Form von Körperfett abnehmen. Hierfür ist eine negative Energiebilanz nötig, was eine geringere Zufuhr an Nahrung zur Folge hat. Weniger Nahrung bedeutet schnell weniger Nährstoffe, wenn nicht klug dagegengesteuert wird.

Bei Sportlern lohnt sich ein Blick auf die B-Vitamine wie B1, B2, B6, Folsäure oder B12, denn diese sind wichtig für einen rund laufenden Energiestoffwechsel. Der Vitamin D-Status sollte auch bei Sportlern überprüft werden. Im Gegensatz zu Vitamin C zählt das Vitamin D tatsächlich zu den Vitaminen, mit denen wir im Durchschnitt eher unterversorgt sind.

Das Mineral Magnesium spielt für die Muskelarbeit eine wichtige Rolle. Zudem gehört Eisen zu den wichtigen Spurenelementen mit Blick auf den Sauerstofftransport im Blut. Ebenso sind Zink, Jod und Selen einen prüfenden Blick wert. Nicht zuletzt gilt es, die Proteinzufuhr sowie den Anteil an essentiellen Aminosäuren bedarfsgerecht zu gestalten.

Was im Einzelfall sinnvoll sein kann, lässt sich niemals pauschal definieren. Eine fundierte Analyse der aktuellen Essgewohnheiten in Kombination mit der Trainingsplanung sollte in jedem Fall Grundlage sein, um einen eventuellen Mehrbedarf auszuloten.

Warum die Dosis nicht egal ist

Ein bekannter und bewährter Rat lautet: Die Dosis macht das Gift. Schlucken wir zu viel von einem Nährstoff, hat das nicht automatisch negative Konsequenzen für unsere Gesundheit. Dies kann passieren, muss aber nicht so sein. Gefährlich wird es dann, wenn beispielsweise sehr hohe Dosen von Substanzen zugeführt werden, die in unserem Organismus gespeichert werden. Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sollten demzufolge keinesfalls auf lange Sicht in sehr hohen Zufuhrmengen aufgenommen werden.

Lagert sich beispielsweise Eisen im Gewebe ab, weil unkontrolliert geschluckt wurde, steigt das Risiko für eine sog. Hämachromatose. Wird mit Calcium überdosiert, lagern sich die Überschüsse unter anderem in den Blutgefäßen ab. Viel hilft leider nicht viel.

Für die wasserlöslichen Vitamine gilt beispielsweise eine Halbwertszeit von 4 bis 8 Wochen im Organismus. Wir sind also nicht verpflichtet, tagtäglich den (theoretischen) Bedarf an Nährstoffen zuzuführen. Hinzu kommt, dass die Bedarfszahlen von Nation zu Nation unterschiedlich bewertet werden. So darf nicht verwundern, dass es keine weltweit einheitlichen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr existieren. Die Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen gerne unter den nationalen Angaben (so auch in Deutschland).

Ärgerlich ist’s für den Geldbeutel dennoch, wenn die angepriesene Wirkung oder das beworbene Plus entweder gar nicht oder zumindest nicht in voller Pracht wahrzunehmen ist. Von messbarem Erfolg sprechen wir besser gar nicht erst. Denn dieser lässt sich ohnehin nicht beziffern. Positive Effekte sind durch Überdosierung definitiv NICHT zu erwarten. Vielmehr können sich ungewünschte Symptome infolge einer Überdosierung bemerkbar machen.

Worauf du beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln achten solltest

Folgende Punkte können dir bei deiner Entscheidung weiterhelfen:

  • Besteht Notwendigkeit? Für welche Nährstoffe liegt ein echter Mangel vor? Was verrät die Analyse von nützlichen Parametern im Blut bzw. in Blutzellen? Was hat die Analyse des Essverhaltens ergeben?
  • Woher beziehe ich das Produkt? Woher stammt das Produkt? Wer ist der Hersteller? Wird nach europäischem Recht gekennzeichnet?
  • Gerade bei Mineralstoffen stellt sich die Frage: Organische oder anorganische Form? Beispiel: Preiswert ist Magnesiumcarbonat, welches durchaus in höheren Dosen im falschen Moment zu Magen-Darm-Problemen führen kann. Magnesiumcitrat ist zwar teurer, dafür effektiver vom Körper zu verarbeiten.
  • Was ist außer den angepriesenen (Mikro-)Nährstoffen im Produkt noch enthalten?

Stutzig solltest du spätestens dann werden, wenn zahlreiche wunderbar klingende Effekte eintreten sollen. Erst recht solltest du nachfragen, wenn es sich dabei um rein pflanzliche Inhaltsstoffe handelt. Denn wenn diese tatsächlich eine rasche Wirkung erzielen würden, wäre äußerste Vorsicht geboten und zwingend die Frage zu klären, was noch in der Kapsel oder Tablette steckt.

Nahrungsergänzungsmittel sind eben schlichtweg nur zum Ergänzen der Nahrung da. Wunderbar, dass es Produkte gibt, mit denen Defizite an bestimmten Nährstoffen ausgeglichen werden können. In diesem Falle gilt ganz klar: Nutzen. Dagegen ist von einem Nährstoffüberschuss kein Vorteil zu erwarten. Stattdessen hin und wieder gar ein Nachteil. Genauso fehlt für die angebliche Wirksamkeit isolierter Substanzen häufig der Nachweis. Bekannt ist außerdem, dass gerade bei Sportlern die berühmten Placebo-Effekte eine beachtliche Rolle spielen. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen und vorher zu prüfen, ob das angedachte Supplement von Nutzen ist. Eine ideale Basis stellt nach wie vor eine bunte, vielfältige Grundversorgung mit natürlichen Lebensmitteln dar. Vorteil ist in diesem Fall außerdem der, dass eine Überdosierung einzelner Nährstoffe auszuschließen ist.

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